Die SAC Schwierigkeitsskalen
Foto: Alexander Fuchs / Fuxografie
Für unsere kuratierten und von Bergführern überprüften Touren auf bergwelten.com verwenden wir die objektiven Schwierigkeitsskalen des SAC. Hier erklären wir euch, warum. Und welche Vorteile das für alle Nutzer hat.
Schwierigkeitsbewertungen im Bergsport
Intro von: Ueli Mosimann, Fachgruppe Sicherheit im Bergsport, Schweizer Alpen-Club SAC
Das Problem ist bekannt: Da erzählt ein Kollege oder eine Kollegin von einer phantastischen Tour, die man unbedingt machen sollte. Kann ich das auch? Der Überbringer der Botschaft ist ja eher ein „Crack“, ich selber habe aber erst wenig Erfahrung und möchte nicht in eine ausweglose oder zu schwierige Situation geraten, die mich heillos überfordert und damit auch gefährlich werden kann. Eine Antwort hierzu können die Schwierigkeitsskalen im Bergsport liefern.
Während der letzten Jahrzehnte hat der Schweizer Alpen-Club SAC für seine Führerwerke weitere Skalen für die verschiedenen Alpinsport Disziplinen eingeführt. Dies ist - im Vergleich zum reinen Felsklettern – wesentlich komplizierter und vielschichtiger. Einerseits ist die bewegungstechnische Geschicklichkeit schwieriger zu definieren und zu vergleichen als beim Klettern. Andererseits haben auch die Verhältnisse einen erheblichen Einfluss auf die Begehbarkeit des Geländes. Deshalb berücksichtigt man in diesen Skalen sowohl die alpintechnischen Anforderungen wie auch die Geländebeschaffenheit. Daraus ergibt sich eine Gesamtbewertung, mittels welcher die einzelnen Touren für jede Bergsportdisziplin klassifiziert werden. Die Berggänger erhalten damit eine wichtige Information, um ihre Touren entsprechend ihren Möglichkeiten auswählen und planen zu können.
Fragen & Antworten: Über SAC Skalen
Antworten von: Stephan Mitter, Bergführer & Bergwelten-Sicherheitsexperte
Was heißt SAC und was hat das mit Schwierigkeiten zu tun?
SAC steht für „Schweizer Alpen-Club“ und die SAC Skalen sind dementsprechend eine vom Schweizer Alpenclub entwickelte, standardisierte Schwierigkeitsskalen. Schwierigkeitsangaben sind wichtige Hilfsmittel für die Tourenvorbereitung. Damit werden die Anforderungen einer Tour auf einen kurzen Nenner gebracht.
Warum verwendet bergwelten.com die SAC Skalen und nicht die sonst gängigen Skalen?
Leicht, mittel, schwer – solche Bewertungen sind von Natur aus schon sehr subjektiv. Die SAC Skalen die einzige einheitliche Schwierigkeitsbewertung, die alle Bergsport-Disziplinen – vom Bergwandern über Hochtouren bis zum Schibergsteigen – einheitlich und vergleichbar bewertet.
Zählt die Bewertung einer Tour immer für Aufstieg und Abstieg?
Grundsätzlich ja. Sollte die Schlüsselstelle im Abstieg sein wird dies entsprechend explizit beschrieben und ich kann dies in meiner Planung berücksichtigen.
Warum gibt es manchmal zwei Bewertungen der selben Tour?
Dies kommt nur bei Klettersteigen vor – hier sind die gebräuchlichen Skalen in Österreich und Deutschland unterschiedlich (die sogenannte Schall-Skala bzw. die Hüsler-Skala). Ähnlich ist es beim Klettern, hier verwendet man auch meist beide Skalen – die Französische (zB. 6a+) und die UIAA-Skala (zB. 7-). Beim Mountainbiken bewertet die allgemein Schwierigkeitsskala den Aufstieg (Einfach, Mittel, Schwer), die STS-Skala die Abfahrt (zB. S3).
Was wird auf einer Tour bewertet?
Es wird immer der Bereich der größten Schwierigkeit auf einer Tour bewertet. Sollte zum Beispiel der letzte Anstieg auf einen Gipfel über einen ausgesetzten, mit Stahlseilen versicherten Grat führen, wird diese Tour mindestens mit T3 („anspruchsvolles Bergwandern“) bewertet. Wenn die Tour bis dorthin über einen schönen, gut gebahnten Weg verläuft wird dies zwar in der textlichen Beschreibung, aber nicht in der Schwierigkeitsbewertung berücksichtigt.
Eine Kletterroute, die eine Stelle im VI. Schwierigkeitsgrad aufweist, wird auch als solche bewertet sein, auch wenn es sich nur um einige Meter in diesem Schwierigkeitsgrad handelt.
Was muss ich machen, wenn ich mir nicht sicher bin, welche Schwierigkeit ich mir komfortabel zutrauen kann?
Am besten immer eine leichtere Tour/Route wählen, da immer noch die objektiven Gefahren (Wetter, rutschige Wege, Steinschlag, Gletscherspalten usw.) mit berücksichtigt werden müssen. Die Schwierigkeitsbewertung ist immer nur ein Teil meiner Tourenplanung und unterstützt mich, eine mögliche Tour zu finden. Routine und Erfahrung sind auch auf Berg- und Alpinwanderungen absolut notwendig um alpine Gefahren vorherzusehen und diese zu verhindern.
Welche Verhältnisse werden bei Berg- und Alpinwanderungen bewertet?
Die Touren werden unter der Annahme günstiger Verhältnisse bewertet. Heißt also: bei guter Witterung, guter Sicht, trockenem Gelände, und im Falle bei geeigneter Schnee und Firnbedeckung.
Was wird bei der SAC Schitourenskala bewertet?
Bei den Schwierigkeitsangaben handelt es sich um Richtwerte bei guten Schnee-, Witterungs- und Sichtverhältnissen. Sie bezieht sich ausschließlich auf die schifahrerischen Schwierigkeiten (Steilheit, Geländebeschaffenheit). Alpintechnische Schwierigkeiten (Grate, Kletterpassagen, Gletscherspalten, ...) sind separat in der Beschreibung verbal ausgeführt.
Fallbeispiel: Wann wird eine Tour nach der SAC Berg-und Alpinwanderskala bewertet, wann nach der SAC Berg- und Hochtourenskala?
Ein ernstes und immer wieder zu heiklen Situationen führendes Missverständnis ist die Annahme, dass Wandern dort aufhört, wo die Hochtourenskala einsetzt. In Wirklichkeit ist eine Alpinwanderung im oberen Schwierigkeitsbereich (T5, T6) in aller Regel bedeutend anspruchsvoller als beispielsweise eine Hochtour mit der Bewertung L. Ein wesentlicher Unterschied zur leichten Hochtour liegt darin, dass auf einer T5 oder T6 Route (früher BG) selten bis nie mit Seil oder sonstigen Hilfsmitteln gesichert werden kann und deshalb das entsprechende Gelände absolut beherrscht werden muss, was ein hohes technisches wie auch psychisches Niveau erfordert. Typische Beispiele dazu sind extrem steile Grashänge, wegloses Schrofengelände mit schlechtem Fels oder sehr exponierte Gratpassagen. Auf Grund der unterschiedlichen Merkmale einer typischen Hochtour und einer typischen "Extremwanderung" lässt sich ein Vergleich kaum anstellen, doch kann man davon ausgehen, dass eine T6 Route vergleichbare Anforderungen stellt wie eine Hochtour im Bereich bis WS.
Beispiel: Was ist der Unterschied zwischen Alpinwandern (T4) und Bergwandern (T2)?
Führt eine Wanderung durch ausgesetztes Gelände, sind die Wegspuren nicht immer leicht zu finden, einige Stellen mit Ketten oder Stahlseilen gesichert und wenn man immer wieder die Hände zum sicheren Vorwärtskommen benötigt werden, wird dies als Alpinwanderung also T4 eingestuft.
Finden wir hingegen einen durchgehender Weg, bei dem aber auch schon mit Absturzgefahr gerechnet werden muss, dann wird diese als Bergwanderung (T2) bewertet. Gute Trittsicherheit, Trekkingschuhe und elementare alpine Erfahrung sind auf für eine T2 Tour notwendig.
Wie helfen mir Schwierigkeitsskalen, wenn ich am Berg unterwegs bin?
Eine Schwierigkeitsbewertung hilft mir, eine meinem Können entsprechende Tour auszuwählen. Auf Grund meiner Planung bin ich gut vorbereitet und kann die zu erwartenden Schwierigkeiten besser abschätzen. Da jede Schwierigkeitsbewertung subjektiv ist, muss ich diese auch mit den aktuellen Verhältnissen, meiner Tagesverfassung und meinen Begleitern entsprechend bewerten und die Tour anpassen.
Was bedeutet “T” und “WT” und wo ist der Unterschied?
T ist die Bewertung für Wanderungen und WT für Schneeschuhtouren („winter trekking“), bei letzterer wird auch nur der mit Schneeschuhen zu bewältigende Abschnitt bewertet.
Welche Skala muss ich anwenden wenn ich zuerst eine Wanderung mache, welche dann in einen Klettersteig übergeht?
Normalerweise ist am Klettersteig mit den eigentlichen Schwierigkeiten der Tour zu rechnen. Die Tour wird dann auch als Klettersteig bewertet. Sollten noch weitere oder andere Schwierigkeiten zu erwarten sein, so werden diese in einer zweiten, separaten Bewertung angegeben. Beispiel: (Klettersteig) C, (Wanderung) T4.
Eine Auflistung und Übersicht aller SAC-Skalen gibt’s hier.
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